Nun ist auch der Juni und der halbe
Juli schon vorbei und das bedeutet für mich, dass meine Zeit als
Freiwillige auf der Isla del Sol nun vorbei ist.
Wir hatten unsere letzten Arbeitswochen
in der Schule, eine kleine Abschiedsparty und vor ein paar Tagen sind
Maddy, Jakob und ich dann von der Isla abgereist. Ich werde meine
kleinen Schüler auf jeden Fall vermissen und auch meine alltägliche
Routine! Es war eine tolle Zeit!
Jetzt haben wir nur noch fast drei frei
Wochen (Winter-Schulferien) vor uns, bevor wir Ende Juli wieder
zurück nach Deutschland fliegen. In diesen drei Wochen werde ich mit
meinem Vater und meinem Freund erneut durch Bolivien reisen.
Natürlich haben wir in den letzten
Wochen hier auf der Insel nicht nur auf die Uhr geschaut und
abgewartet, sondern haben noch so Einiges unternommen und es
ist noch viel passiert.
Eins der tollsten Ereignisse für mich
war das Neujahr der Aymara am 21. Juni.
An diesem Tag beginnt für die Aymara nach ihrem Kalender das neue
Jahr und um ein gutes neues Jahr zu haben, feiern sie die ganze Nacht
hindurch bis zum Sonnenaufgang. Maddy und ich hatten die Möglichkeit
mit unserer Gastfamilie zusammen an so einem Fest teilzunehmen.
Die Feier ist
allerdings eher eine Zeremonie. Es wir draußen an einem Feuer
getanzt, gesungen und gebetet. Dabei wird der Glaube an die
Mutternatur und an den Gott des Universums praktiziert. Sie danken
ihm für das, was ihnen gegeben wurde und bitten um Vergebung für
das, was sie der Muttererde und dem Universum im letzten Jahr angetan
haben.
Um ca. 5 Uhr
morgens sind wir dann auf einen Berg gestiegen und haben dort oben
auf die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres gewartet. Es war
einfach wunderschön zu beobachten, wie die Sonne hinter der
Bergkette am Horizont immer näher kam, es immer heller wurde und sie
dann plötzlich hervorkam. Man konnte mit bloßem Auge beobachten,
wie sie immer weiter hochstieg und sie sich irgendwann im Wasser des
Sees spiegelte.
Als die ersten
Sonnenstrahlen hervorkamen, standen wir alle in einer Reihe, der
Sonne entgegen und haben die Hände der Sonne entgegen gestreckt, um
die Strahlen zu empfangen. Es war echt ein ganz andächtiger Moment.
Außerdem haben wir zuvor noch in einem Feuer eine Schale mit kleinen
Figuren aus Wachs verbrannt, die jeweils die Wünsche fürs neue Jahr
symbolisierten, wie Glück, Liebe, Frieden, usw. Auch wenn wir alle
ziemlich gefroren haben in der Dunkelheit, hat es sich doch auf jeden
Fall gelohnt an dieser Zeremonie teilzunehmen! Allein schon wegen dem
atemberaubenden Sonnenaufgang!
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Die Fahne mit den Farben des indigenen Wimpels war auch dabei ;) |
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Verbrennen der Wünsche für das neue Jahr |
In unserer
letzten Schulwoche fand eine Feier zu Ehren der diesjährigen
Abschlussschüler der Sekundaria statt – Promoción 2015.
Morgens wurden die Schüler einzeln vorgestellt und die Gäste wurden
begrüßt. Auch wir Freiwilligen wurden aufgerufen und haben einen
kleinen Anstecker vom Pate („Padrino“) der Abschlussklasse
geschenkt bekommen. Der Pate und die Patin der Abschlussklasse sind
quasi die Organisatoren und Finanzierer der ganzen Feiern der
Promoción in diesem Jahr. Jedes Jahr ist es eine andere Person, die
diese Aufgabe übernimmt. Daher wurde an dem Fest auch immer wieder
den Paten gedankt und sie standen ebenfalls sehr in Mittelpunkt der
Feier.
Danach wurde
zusammen Mittag gegessen und den ganzen Nachmittag zusammen gefeiert,
getanzt und getrunken bis es dunkel wurde.
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Ein paar der 28 Abschlussschüler |
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Der Pate und andere Unterstürtzer der Promoción |
Ein weiterer Grund zum Feiern war mein
Geburtstag Mitte Juni. Zusammen mit Matias, dem kleinen
vierjährigen Sohn von Freunden, der am gleichen Tag wie ich
Geburtstag hat, haben wir gefeiert. Morgens sind ganz viele Kinder
vorbei gekommen und wir haben zunächst für Matias einen
Kindergeburtstag geschmissen. Nachmittags und abends war ich dann das
Geburtstagskind. Es gab viel und ziemlich leckeres Essen. Mittags
haben wir gegrillt und abends habe ich Pizza gemacht für alle.
Danach haben wir noch lange zusammen gesessen und gefeiert.
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Bolivianische Art zu Grillen :D |
Die letzte Zeit haben wir viel genutzt,
um noch mal alle Ecken der Isla und der Umgebung zu erkunden.
Wir haben zum Beispiel einen Ausflug
nach Yumani, dem Dorf im Süden der Insel, gemacht. Es ist zu Fuß
ca. eine bis anderthalb Stunden von Challa entfernt. Neben dem
Inca-Trail, der oben über die Berge führt, ist dieser Weg der
zweite touristische Weg, um von Norden nach Süden über die Insel zu
wandern. Außerdem gibt es in Yumani die Inka-Treppen zu
besichtigen. Das sind 200 Stufen, die steil vom Strand den Berg
hinauf führen und die ein weiteres Überbleibsel der Inka-Zeit sind,
wie die Ruinen im Norden der Insel.
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Die Inka-Treppen |
Daraufhin waren wir natürlich auch
noch mal im Norden der Insel. Zuerst in dem Dorf Challapampa
und dann noch weiter in den Norden bis zu den Ruinen des Opfertisches
der Inka, dem Puma-Felsen und den Resten des Palastes der Inka, das
heute wie ein steinernes Labyrinth wirkt.
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Challapampa |
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Lama :D |
Außerdem haben Maddy und ich den
höchsten Berg der Isla bestiegen! Er ist ca. 4100 Meter hoch
und von dort oben hat man eine wahnsinnig tolle Aussicht über die
ganze Isla del Sol und den Lago Titikaka und die großen 6000 Meter
hohen, schneebedeckten Berge am Horizont. Dafür hatte sich der doch
ziemlich anstrengende Auf- und Abstieg gelohnt!
Als wir an einem Wochenende mal wieder
in Copacabana waren, haben wir uns endlich mal die Zeit
genommen, um auf den Aussichts-Berg zu steigen. Der Weg hinauf
ist ein Kreuzweg für Pilger und ganz oben auf der Spitze befinden
sich ein großes Kreuz, viele Gedenkstätten und Orte zum Beten. Dazu
kommt natürlich, dass man von dort eine sehr gute Aussicht über
Copacabana und den See hat.
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Kreuz oben auf dem Berg |
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Copacabana |
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Küste von Copacabana |
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Sicht rüber zur Isla del Sol |
Zum Schluss haben wir es dann auch noch
geschafft unsere Nachbar-Insel die „Isal de la luna“
(Mondinsel) zu besuchen. Sie ist viel kleiner als die Isla del Sol,
doch auch dort gibt es ein kleines Dorf und Ruinen aus der Inka-Zeit.
Es gibt den Tempel der Sonnenjungfrauen - „Templo de las Virgenes“.
Der Inka-Legende nach wurde auf dieser Insel dem Mond befohlen in den
Himmel aufzufahren.
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Die Isla de la Luna |
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Opferstelle in der Wand |
So, das waren
die Ereignisse meiner letzten Wochen hier auf der Isla del Sol. Meine
Arbeit als Freiwillige ist zu Ende und mein Rückflug steht in ein
paar Wochen bevor. Ich hoffe, meine letzten Wochen werden genauso gut
verlaufen, wie meine letzten 11 Monate hier. Ich werde sie auf jeden
Fall noch ein letztes Mal genießen.